Die Ostseeglasur-Challenge

Im Sommer hatten wir die blöde Idee, eine Glasur zu entwickeln, die komplett aus Rohstoffen vom Ostseestrand besteht. Kreide und Feuerstein (Quarz) gibt es natürlich überall, aber woher nimmt man das Flußmittel? Nun ist ja das eiszeitliche Geschiebe am Strand ein Gemisch der verschiedensten Materialien und im Granit können hohe Mengen an Feldspat vorkommen (neben Quarz und Glimmer). Aber woran erkennt man „guten“ Granit? Ich habe sicherheitshalber mehrere Steinsorten mitgenommen, die ähnlich den im Internet gezeigten Graniten waren.
Am Strand fand ich auch noch sehr schönen Toneisenstein, mit dem ich die Glasur einfärben wollte.
Nach der Steinbestimmung bestand die nächste Herausforderung darin, aus den Steinen einen Rohstoff zu machen. Also wurden die Steine gebrannt, zerschlagen, gemahlen, gesiebt und getrocknet.

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Der Online-Glasurrechner gibt einen ersten Anhaltspunkt, wie die Zusammensetzung der Glasur aus den Rohstoffen beschaffen sein muß (falls man den Quarzanteil des Granit kennt).
Davon ausgehend kann nun mit gezielten Variationen der Mischung (Glasurdreieck) die optimale Zusammensetzung experimentell ermittelt werden.

Zusätzlich habe ich gleich noch den Einfluß von Toneisenstein auf die Glasurfarbe ausprobiert. Dies ist ein wenig trickreich, da der Ton und das Eisen im Toneisenstein einen Einfluß auf die Glasur haben.

Nach der ersten Experimentreihe war schon klar: Ich hatte nicht nur Granit sondern auch Porphyr mit sehr wenig Feldspat gesammelt. Die Kreide als Trübungsmittel ist vorsichtig zu dosieren und der angenommene Feldspatgehalt war generell zu niedrig. Also wurde eine zweite Glasurprobenreihe angesetzt und letztendlich die optimale Glasurzusammensetzung ermittelt.

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Die dann eingefärbte Glasur wurde auf Müsli-Schalen geschüttet, um das Glasurverhalten zu bestimmen. Generell kann man sagen, daß die Glasur nicht zum Pinseln geeignet ist und besser auch getaucht oder gespritzt wird, um einen möglichst gleichmäßigen Auftrag zu ereichen.

Für mich ist die Ostseeglasur-Challenge ein voller Erfolg, sowohl was den Sitz der Glasur als auch die Farbe angeht. Diese Glasur passt meiner Meinung nach hervorragend zu der Idee von Wabisabi. Vier gesammelte natürliche Rohstoffe ergeben eine wunderschöne Farbe und eine sehr pflegeleichte Glasur.

9 comments

      1. Hallo Paul,
        Das Glasurdreieck besteht aus Kreide, Granit und Quarz.
        Die grobe Formel ergibt sich aus dem Glasurrechner.
        Wie ein Glasurdreieck funktioniert steht im Internet.
        Jeder Stein ist anders, da gibt es keine fertige Formel.
        Gruß,
        Wolfgang (nicht Klaus)

        1. Hallo Wolfgang,
          danke für Deine rasche Antwort. Wir folgten Deinem Hinweis und suchten lange im Internet nach der Funktionsweise des Glasurdreiecks, leider ohne Erfolg. Du hast sicherlich wenig Zeit. Es würde uns aber sehr helfen, wenn es Dir trotzdem möglich wäre, uns einen weiteren Hinweis zu geben, wie wir Infos zum Umgang mit Glasurdreiecken, im Internet suchen und finden können.
          Wir wünschen Dir weiterhin so schöne Ergebnisse bei deiner kreativen Arbeit und viel Freude.
          Paul

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